Klinische Verbundforschung

Institut für Medizinische Informatik

Der Bereich "Klinische Verbundforschung" erforscht und entwickelt innovative Methoden und Werkzeuge für die standortübergreifende klinische Forschung. Besondere Herausforderung ist dabei die effiziente Vernetzung der verteilten Datenquellen und die datenschutzkonforme Bereitsstellung der Forschungsdaten.

Zunehmend spielen neben den klassischen elektronischen Case Report Forms (eCRFs) auch Biomaterialproben, medizinische Bilder und von den Studienteilnehmer*innen übermittelte Informationen, die sogenannten Patient Reported Outcomes (PRO), eine Rolle. Dies können über eine App eingegebene Fragebögen sein, aber auch mobile Sensorik, zum Beispiel Wearables und Fitnesstracker. Diese zunehmende Vielfalt der Datenquellen stellt hohe Anforderungen an die Interoperabilität der verschiedenen IT-Systeme zur Verwaltung dieser Daten.

Auch die Wahrung der informationellen Selbstbestimmung, insbesondere die Garantie, dass Studienteilnehmer*innen nicht reidentifiziert werden können, wird mit zunehmenden Datenquellen, die einer Person zugeordnet werden, komplexer. Hier müssen neue Methoden der sicheren Datenzusammenführung entwickelt werden.

Forschungsverbünde und Netzwerke

Von besonderem Interesse sind Forschungsverbünde, die ihre Daten langfristig für die Forschung zur Verfügung stellen wollen. Hier müssen nachhaltige Forschungsinfrastrukturen entwickelt werden werden, die auch nach Auslauf einer Projektförderung weiterbetrieben und ausgebaut werden können. Der Bereich "Klinische Verbundforschung" hat langjährige Erfahrung in der Konzeption, Entwicklung und Evaluation von Forschungsstrukturen für Patientenregister sowie klinische Forschungsnetze. Das Institut ist Partner in verschiedenen von der EU, Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und Deutsche Forschungsgemeinschaft e.V. (DFG), geförderten klinischen Verbundforschungsprojekten. Die Schwerpunkte der Zusammenarbeit mit den klinischen Forscher*innen liegen in den Forschungsschwerpunkten der UMG, sind aber nicht darauf beschränkt.

Fachgebiete

  • Für die deutschlandweite Corona-Forschung entwickeln und betreiben wir die Infrastruktur für die Datenhaltung sowie den Herausgabeprozess für die Studien des Nationalen Pandemie Kohorten Netz (NAPKON). Auch am COVID-19 Forschungsnetzwerk Niedersachsen (COFONI) sind wir im Bereich des Aufbaus der Dateninfrastruktur beteiligt.
  • Kardiologie: Im Fachgebiet Kardiologie entwickeln und betreiben wir die Datenhaltung für das Deutsches Zentrum für Herz- und Kreislauferkrankungen (DZHK) und das Kompetenznetz Angeborene Herzfehler (KNAHF). Es gibt eine enge Zusammenarbeit mit dem Herzzentrum Göttingen und dem Sonderforschungsbereich 1002 „Modulatorische Einheiten bei Herzinsuffizienz“.
  • Neurologie: Im Fachgebiet Neurologie haben wir die Datenhaltung für das Kompetenznetz Demenz sowie das Klinische Kompetenznetz Multiple Sklerose (KKNMS) entwickelt. Im European Register for Multiple Sclerosis (EUReMS) haben wir Methoden und Datenmodelle zur Harmonisierung der verschiedenen nationalen Register entwickelt. Wir sind Core Partner der Multiple Sclerosis Data Alliance (MSDA).
  • Psychiatrie: Darüber hinaus arbeiten wir eng mit den Kolleg*innen der Psychiatrie zusammen, unter anderem im Forschungsnetz für psychische Erkrankungen und dem Forschungsverbund zu Bipolaren Störungen (BipoLife). In enger Kooperation mit dem Studienzentrum und dem Institut für medizinische Statistik versuchen wir, Forschende der UMG optimal mit Methoden der Informationstechnologien zu unterstützen.
  • Seltene Erkrankungen: Ein weiteres medizinisches Anwendungsfeld liegt im Bereich der Seltenen Erkrankungen (SE). In Kooperation von Universitäts- und Forschungseinrichtungen arbeiten wir eng zusammen an nationalen Projekten wie „CORD-MI“, „FAIR4Rare - NARSE“ zur Planung, Entwicklung und Testung von SE-Dokumentationslösungen unter Verwendung internationaler Standards und Terminologien. Außerdem wird die Datenqualität anhand der 'FAIR-Prinzipien' in enger Zusammenarbeit mit dem UMG MeDIC weiterhin verbessern. Darüber hinaus beteiligen wir uns an dem EU-Forschungsprojekt „Screen4Care“, mit dem Ziel, den Weg bis zur Diagnosestellung von SE mittels genetischem Neugeborenen Screening und innovativen digitalen Technologien zu verkürzen. Gemeinsam mit den 37 kooperierenden Partnereinrichtungen (Universitäten, Institute, Firmen und Organisationen) arbeiten wir aktuell an der Umsetzung der Ziele dieses innovativen Forschungsvorhabens.

Biometrie, Datenmanagement und Informatik in klinischen Studien

Die gemeinsame Arbeitsgruppe des Instituts für Medizinische Informatik mit dem Studienzentrum und dem Institut für Medizinische Statistik wurde als zentraler Ansprechpartner, rund um die Fragen zur Durchführung klinischer Studien an der UMG, etabliert, um es so den Forscher*innen zu erleichtern, klinische Studien an der UMG zu planen und durchzuführen.

Weiterführende Informationen finden Sie hier.

Projekte der Medizininformatik-Initiative

Innerhalb der Medizininformatik-Initiative (MI-I) waren wir in der Aufbau- und Vernetzungsphase (2018-2022) im Konsortium HiGHmed involviert, insbesondere in den HiGHmed-"Use Cases" Onkologie, Kardiologie und Infektionskontrolle sowie dem MI-I-übergreifenden Use Case "Collaboration on Rare Diseases" (CORD-MI).

Im Januar 2023 ist die MI-I in die Ausbau- und Erweiterungsphase 2023-2026) übergegangen. Hierbei sind wir an den Use Cases ACRIBIS (Personalisierte Risikobewertungen für Herz-Kreislauf-Erkrankungen) sowie RISK PRINCIPE (Entwicklung und Umsetzung einer datengesteuerten, risikostratifizierten Infektionskontrolle) involviert. Weiterhin werden im Projekt baseTraCE Basisdienste für die Fort- und Weiterbildung im Rahmen der MI-I entwickelt.

Mitte 2021 wurden die vom BMBF geförderten Digitalen FortschrittsHubs Gesundheit eingerichtet. Das Institut für Medizinische Informatik leitet hierbei den Digitalen FortschrittsHub CAEHR. (Optimierung der Versorgung von Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen, 2021-2025).

Projekte im Netzwerk Universitätsmedizin

Ebenso wie die MI-I stellt auch das zur Bekämpfung der Corona-Pandemie und zur Erforschung der Krankheit Covid-19 etablierte Netzwerk Universitätsmedizin (NUM) die medizinische Versorgung von Patientinnen und Patienten in den Mittelpunkt. Innerhalb von NUM waren wir beim Aufbau der Forschungsdatenplattform CODEX beteiligt, die eine sichere, erweiterbare und interoperable Plattform zur Bereitstellung von Forschungsdaten zu Covid-19 umfasst. Projekte im Kontext von NUM sind B-FAST, COMPASS, CODEX sowie aktuell CODEX+ und NUKLEUS.

Kontakt

Institutsleitung / wiss. Leitung Klinische Verbundforschung

Prof. Dr. Dagmar Krefting

Klinische Verbundforschung

Sabine Hanß, Dipl.-Inf.

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